Die Priorisierung ist während des Produktentwicklungsprozesses von entscheidender Bedeutung, da es unmöglich ist, jede Idee in einem Sprint umzusetzen. Deshalb ist es wichtig, die Konzepte zu wählen, die den größten Einfluss auf das Unternehmen und die Kunden haben.
Ein Priorisierungs-Framework vereinfacht den Entscheidungsprozess eines Produktteams bei der Auswahl der verfolgten Geschäftschancen. In diesem Leitfaden werden sechs Frameworks zur Priorisierung beschrieben und es wird erklärt, wie man ein Framework auswählt, das einem Produktmanager hilft, bessere, fundiertere Entscheidungen zu treffen. Was wiederum die Produkt-Roadmaps zuverlässiger macht.
Was ist ein Priorisierungs-Framework?
Ein Priorisierungs-Framework für Produkte ist eine Methode, die Teams hilft, ihre Chancen anhand verschiedener Faktoren abzuwägen, z. B. Geschäftszielen, Kundennutzen, Produktanforderungen und verfügbaren Ressourcen. Es umfasst eine Reihe konsistenter Prinzipien und Strategien, die Teams bei der Entscheidung helfen, woran sie als Nächstes arbeiten sollten.
Wenn das Rätselraten im Entscheidungsprozess des Produktmanagements entfällt, kann ein Produktmanager fundierte Entscheidungen treffen und muss sich nicht mehr auf sein Bauchgefühl verlassen. Priorisierte Entscheidungen bringen Kundenanforderungen mit langfristigen Geschäftszielen in Einklang.
Warum sind Priorisierungs-Frameworks wichtig?
Priorisierungs-Frameworks sind für Produktmanager ein effektives Instrument. Sie machen es leichter, Teams und Ressourcen während des Produktentwicklungsprozesses aufeinander abzustimmen. Zu den Vorteilen zählen:
- Besseres Ressourcenmanagement: Die Verwendung eines Frameworks hilft dabei, die verfügbaren Ressourcen optimal zu nutzen.
- Abstimmung mit Stakeholdern: Eine Priorisierung stellt sicher, dass die Roadmap den Unternehmenszielen und -vorgaben entspricht.
Verbesserter Kundennutzen: Frameworks sorgen dafür, dass sich das Team auf Aufgaben konzentriert, die die Kundenanforderungen erfüllen.
Allgemeine Priorisierungs-Frameworks für Produkte
Aus Dutzenden an verfügbaren Frameworks haben wir hier sechs der beliebtesten ausgewählt und beschreiben die jeweiligen Vor- und Nachteile. All diese Frameworks haben ihre Vorzüge, aber du solltest die Auswahl von deinen Team- und Projektanforderungen abhängig machen. Fangen wir also an.
RICE-Framework
Reach (Reichweite), Impact (Auswirkung), Confidence (Vertrauen) und Effort (Aufwand) sind die vier Faktoren, mit denen eine Produktidee bewertet wird:
- Reichweite: Ermittle die Anzahl der Personen oder Ereignisse im Laufe der Zeit, z. B. Transaktionen pro Quartal oder Konversionen pro Monat.
- Auswirkung: Ermittle, ob eine Idee die Geschäftsziele erreicht oder die Kundenanforderungen erfüllt.
- Vertrauen: Miss das Vertrauen, dass das Team in die Umsetzung von Ideen hat, anhand einer Prozentskala von hoch (100 %), mittel (80 %) und niedrig (50 %).
Aufwand: Berechne die Zeit, die das Team braucht, um die Idee umzusetzen.
Reach x Impact x Confidence
Effort
=
RICE
-Wert
Du kannst die RICE-Methode in Jira Product Discovery verwenden, einem Tool für Priorisierung und Roadmaps für dein Produktteam. Als Projektmanager wirst du damit in der Lage sein, problemlos die Auswirkungen deiner Projekte einzuschätzen.
Vorteile des RICE-Frameworks
Das RICE-Framework ermöglicht es Produktmanagern, einzuschätzen, ob Elemente realisierbar sind. Die anhand dieser Berechnung gesammelten Daten helfen, Entscheidungen gegenüber den Stakeholdern zu rechtfertigen.
Nachteile des RICE-Frameworks
Die Anwendung von RICE kann zeitaufwändig und umständlich sein, vor allem, wenn mehrere Elemente Daten und Validierungen aus unterschiedlichen Quellen erfordern. Die Methoden zur Bestimmung der einzelnen Evaluierungsfaktoren können sich ändern, was diese Methode subjektiv, inkonsistent und potenziell irreführend macht.
Kano-Modell
Das Kano-Modell ist ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Priorisierungs-Framework. Der Forscher Noriaki Kano hat das Modell entwickelt, um Produktmanagern dabei zu helfen, Funktionen und Updates auf der Grundlage von Kundenanforderungen zu priorisieren. Es besteht aus drei Teilen:
- Basismerkmale: Diese grundlegenden Funktionen erwarten Kunden von deinem Produkt. Also z. B. die Möglichkeit, einen Beitrag in einem sozialen Netzwerk zu teilen.
- Leistungsmerkmale: Diese Funktionen erhöhen die Kundenzufriedenheit sowie die Benutzerfreundlichkeit deines Produkts, z. B. schnellere Ladezeiten.
-
Begeisterungsmerkmale: Kunden lieben unerwartete Funktionen. Beispiele für Begeisterungsmerkmale sind ausgefallene In-App-Nachrichten oder die Möglichkeit, GIFs in Beiträgen zu verwenden.
Vorteile des Kano-Modells
Das Kano-Modell verhindert, dass ein Team Funktionen entwickelt, die Kunden nicht ansprechen. Außerdem lassen sich damit Bereiche identifizieren, in denen das Produkt möglicherweise verbessert werden muss. Eine erhöhte Kundenbindung und -zufriedenheit ist der größte Vorteil dieser Methode, weil die Anforderungen der Kunden dabei im Vordergrund stehen.
Nachteile des Kano-Modells
Das Modell ist stark quantitativ und möglicherweise zeitaufwändig und erfordert umfangreiche Datenrecherchen und -analysen. Bei Verwendung von Umfragen kann der händische Aufwand ebenfalls sehr hoch sein. Tools wie Jira Product Discovery können dir helfen, die erforderlichen Daten zu aggregieren, zu verarbeiten und zu verwalten.
MoSCoW-Methode
Die MoSCoW-Methode ist ein vierstufiger Prozess zur Priorisierung von Produktanforderungen anhand ihrer Kapitalrendite (ROI). Sie steht für "Must Haves", "Should Haves", "Could Haves" und "Will not Haves". Wende diese Methode unternehmensweit an, um den Rahmen für Gespräche darüber zu liefern, wodurch sich der Umsatz steigern lässt.
Hier ist eine kurze Übersicht über das Modell:
- Must Haves (M): Das sind die Voraussetzungen, die für den Erfolg des Projekts erforderlich sind.
- Should Haves (S): Das sind wichtige Anforderungen für das Projekt, die aber nicht notwendig sind.
- Cloud Haves (C): Diese Anforderungen sind ein nettes Extra. Aber sie haben nicht so viel Einfluss wie die anderen.
Will Not Haves (W): Diese Anforderungen haben keine Priorität für das Projekt.
Vorteile der MoSCoW-Methode
MoSCoW ist einfach zu implementieren und anzuwenden. Projektmanager können damit Streitigkeiten mit Stakeholdern beilegen. Diese Methode stellt auch sicher, dass das Team ein Minimum Viable Product (MVP) entwickelt. Es kann dir auch helfen, deine Produkt-Roadmap zu priorisieren (beginne mit dieser Produkt-Roadmap-Vorlage).
Nachteile der MoSCoW-Methode
Der Mangel an Klarheit bei den "Will not have"-Anforderungen stellt eine Schwäche der Methode dar, vor allem in Bezug darauf, ob sie Teil des Backlogs sein sollten. Außerdem kann es schwierig sein, zu definieren, welche Kriterien unbedingt erforderlich ("Must Haves") und welche eher nur wünschenswert ("Should Haves") sind. Wenn es keinen Konsens unter den Beteiligten gibt, wird die Priorisierung ineffektiv und subjektiv.
Nutzen im Vergleich zum Aufwand
Beim Nutzen im Vergleich zum Aufwand bzw. bei der Nutzen-Aufwand-Matrix werden Funktionen basierend auf ihrem wahrscheinlichen Nutzen und dem Aufwand priorisiert, der für ihre Implementierung erforderlich ist. Eine 2x2-Matrix, die den Nutzen auf einer Achse und den Aufwand auf der anderen misst, hilft beim Entscheidungsprozess.
Um den Nutzen zu ermitteln, solltest du dir überlegen, wie sich Funktionen auf Benutzer und das Geschäftsergebnis auswirken. Aufwand ist die Komplexität der Umsetzung. Jira Product Discovery verfolgt die Probleme der Kunden und Produktideen, anhand derer das Team eine Nutzen-Aufwand-Matrix erstellen kann. Du kannst Aufwandsbewertungen verwenden, um zu bestimmen, wie viel Arbeit eine Idee erfordert.
Du kannst eine Priorisierungsmatrix verwenden, bei der die vertikale Achse den Nutzen misst (niedrig bis hoch). Die horizontale Achse misst den Aufwand (niedrig bis hoch). Die Matrix wird dann in vier Quadranten unterteilt:
- Zuerst erledigen (Quadrant oben rechts): hoher Nutzen, geringer Aufwand und ein garantierter schneller Erfolg
- Als Zweites erledigen (Quadrant oben links): hoher Nutzen, hoher Aufwand
- Zuletzt erledigen (Quadrant unten rechts): niedriger Nutzen, geringer Aufwand. Am besten wartest du, bis der Nutzen steigt, bevor du dies in Angriff nimmst.
Vermeiden (Quadrant unten links): niedriger Nutzen, hoher Aufwand. Es ist die Zeit deines Teams nicht wert.
Vorteile des Nutzen-Aufwand-Frameworks
Dieses Framework erfordert keine komplizierten Berechnungen, was Entscheidungen einfacher macht. Es ist eindeutig und ermöglicht es dem Team, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, die den Kundennutzen steigern. Dank der anschaulichen Matrix kann das Team schnell erkennen, mit welchen Aufgaben sich mit dem geringsten Aufwand ein hoher Nutzen erzielen lässt.
Nachteile des Nutzen-Aufwand-Frameworks
Bei dieser Methode, bei der hauptsächlich instinktiv vorgegangen wird, können Werte ungenau sein. Das Gleiche gilt für Schätzungen, bei denen ein Team möglicherweise glaubt, mehr Ressourcen zu haben, als dies tatsächlich der Fall ist. Ein weiterer Nachteil ist die Bemessung des Aufwands, die von Team zu Team unterschiedlich ausfallen kann. Das erschwert die Planung mit funktionsübergreifenden Teams, die über unterschiedliche Ressourcen verfügen.
Chancenbewertung
Anhand der Bewertung von Chancen lassen sich Funktionen ermitteln, die für Kunden wichtig sind, gleichzeitig aber die Kundenanforderungen nicht erfüllen. Kunden bewerten sowohl die Wichtigkeit einer Funktion als auch ihre Zufriedenheit damit.
Verwende den Chancen-Algorithmus, um das Ergebnis auf einer Fünf- oder Zehn-Punkte-Skala zu berechnen. Diese Gleichung geht über die herkömmliche Lückenanalyse hinaus und gibt Wichtigkeitswerten doppelt so viel Gewicht wie Zufriedenheitswerten.
Hier die gewichtete Gleichung:
Wichtigkeit + Max. (Wichtigkeit - Zufriedenheit, 0) = Chance
Hier die Formel des Chancen-Algorithmus, bei der Kunden anhand einer Skala von 1 bis 10 die Wichtigkeit eines Ergebnisses und die Zufriedenheit damit angeben:
Wichtigkeit + (Wichtigkeit - Zufriedenheit) = Chance
Funktionen mit hoher Wichtigkeit, aber geringer Zufriedenheit stellen eine Chance zur Verbesserung dar. Die Bewertung von Chancen eignet sich hervorragend für die Backlog-Pflege, die du in Jira Software vornehmen kannst. Bonus: Jira Software ist nativ in Jira Product Discovery integriert, sodass alle während des gesamten Prozesses auf derselben Plattform arbeiten können.
Vorteile des Frameworks zur Chancenbewertung
Der ROI ist höher als die Entwicklungskosten. So kann ein Projektmanager realistische Chancen in Bezug auf die Kundenzufriedenheit identifizieren und Teams dabei helfen, bei der Ressourcenzuweisung strategischer vorzugehen.
Nachteile des Frameworks zur Chancenbewertung
Bewertungsmodelle sind nicht perfekt. Sie funktionieren nicht unbedingt in jeder Situation, weil sie nur einen begrenzten Überblick über den Umfang jeder Idee bieten. Die Bewertung kann starr sein, besonders wenn es um die Quantifizierung eines abstrakten Konzepts geht. Vor allem aber lässt sich mit ihr nicht prognostizieren, wie der Markt auf Produktveränderungen reagieren wird.
Kosten von Verzögerungen
Auch bei der Berechnung der Kosten von Verzögerungen werden Projekte auf der Grundlage ihres wirtschaftlichen Werts priorisiert. Dabei werden die laufenden Kosten ermittelt, die sich aus Verzögerungen bei Elementen im Backlog ergeben.
Zur Berechnung:
- Schätze den ROI eines neuen Projekts in Bezug auf den Umsatz pro Zeiteinheit (zum Beispiel monatliche Einnahmen).
- Schätze die Zeit ein, die für die Umsetzung des Projekts benötigt wird.
Teile den Gewinn durch die Zeitschätzung.
Das Endergebnis sind die Kosten, die dem Unternehmen entstehen, wenn es das Projekt nicht konsequent verfolgt.
Vorteile der Berechnung der Kosten von Verzögerungen
Wenn du die Kosten von Verzögerungen berechnest, erhältst du genaue Wert- und Kostenschätzungen. Das liegt daran, dass sich die Berechnung nicht auf negative Gründe für eine Verzögerung konzentriert. Wenn du weißt, was den besten ROI bietet, kannst du Ressourcen gewissenhafter verteilen.
Nachteile der Berechnung der Kosten von Verzögerungen
Wenn ein Projektmanager die Projektgröße unterschätzt, können die Berechnungen ungenau sein. Die geschätzten Zeitanforderungen können ebenfalls falsch sein.
Das richtige Framework zur Priorisierung wählen
Die Wahl des richtigen Frameworks zur Priorisierung für ein Team hängt von mehreren Faktoren ab. Berücksichtige die Ziele des Projekts, die Komplexität des Produkts, das Fachwissen des Teams und die verfügbaren Daten.
Wenn das Projekt zum Beispiel darauf abzielt, die Kundenzufriedenheit zu verbessern, könnte die Chancenbewertung gut funktionieren. Aber wenn das Team relativ neu ist und immer noch seine Kompetenzen ausbaut, könnte es sich anbieten, den erzeugten Wert mit dem nötigen Aufwand aufzuwiegen.
Effektive Produktpriorisierung mit Jira Product Discovery
Für welches Framework du dich auch entscheidest, Jira Product Discovery kann dir bei der Priorisierung von Projekten und der Präsentation von Projekt-Roadmaps helfen. Es kann dir helfen, deine Produktideen, Möglichkeiten, Funktionen und Lösungen in einem zentralen Tool zu sammeln und zu organisieren. Es gibt sogar eine Vorlage für eine Produkt-Roadmap und eine Vorlage für Produktanforderungen, um dir den Einstieg zu erleichtern.
Mit Jira Product Discovery bringst du Struktur in dein Produktmanagement. Dadurch bleiben dein Team und deine Stakeholder über strategische Ziele auf dem Laufenden. Du kannst deine Ideen auch nahtlos mit Epics in Jira Software verbinden, was einfachere Einblicke in den Projektkontext bietet und die Transparenz von der Ideenfindung bis hin zur Abgabe erhöht.
Framework für die Priorisierung: Häufig gestellte Fragen
Was sind die Schritte bei der Verwendung eines Priorisierungs-Frameworks?
Priorisierungs-Frameworks helfen dir und deinem Team zu entscheiden, woran als Nächstes gearbeitet werden soll. Dazu musst du ein paar allgemeine Schritte befolgen:
- Tasks identifizieren: Identifiziere und priorisiere Tasks anhand einiger Kriterien, wie Kundennutzen und Geschäftsanforderungen.
- Kriterien definieren: Diese Kriterien helfen dir zu bestimmen, welche Tasks umsetzbar sind.
- Bewerten: Die Bewertung deckt Funktionen auf, die unterdurchschnittlich gut funktionieren, aber für Kunden notwendig sind.
Rangfolge aufstellen: Mit der Rangfolge kannst du Tasks nach Dringlichkeit und größter Wirkung ordnen.
All das macht es einfacher zu entscheiden, welche Tasks dein Team angehen sollte.
Wie oft solltest du dein Priorisierungs-Framework überprüfen?
Dein Team sollte seine Prioritäten regelmäßig überprüfen. Die Häufigkeit dieser Überprüfung hängt von den Anforderungen deines Teams ab. Du solltest dein Priorisierungs-Framework auch dann neu bewerten, wenn sich die Geschäftsziele ändern. Ein anderes Framework könnte besser funktionieren als dein bisheriges.
Kann ein Priorisierungs-Framework die Teamarbeit verbessern?
Frameworks zur Priorisierung sind großartig, um alle auf denselben Stand zu bringen. Du kannst mit deinem Team und Stakeholdern zusammen Ziele klären. Du kannst diese Frameworks auch für fundiertere Entscheidungen über die Priorisierung von Tasks verwenden.